Geschichte(n) der „Uznamen“ in Maxdorf
Solange ich mich erinnern kann, gibt es in Maxdorf Uznamen. In meiner Jugend war es normal, dass man fast alle Personen im Ort kannte, aber nicht unbedingt mit dem Familiennamen. Als Kind wurde man nicht ins Sanitärwarengeschäft Guhmann, sondern zum „Hamburger“ geschickt und beim „Eddl“ gab es Haushaltswaren und Gasflaschen.
So gut wie alle im Ort hatten einen „Uznamen“. Dieser war meist dem jeweiligen Charakter des so genannten geschuldet. Unter „Tomadeoddl, Babbegei, Lachschdängel, Schwademägel, Fuggel“ oder „Itsches“ waren diese Namen jedem im Dorf ein Begriff.
Manche Namen waren wie ein Ritterschlag und wurden von den jeweiligen Personen auch so gesehen und dementsprechend benahmen sie sich.
Uznamen sind im Allgemeinen unter dem Begriff Spitzname bekannt.
Die Uznamen beschreiben das Wesen, die Eigenarten, Ereignisse aus dem Leben usw. ihrer Träger. All diese Namen waren in der Regel liebevolle Beschreibungen und Erklärungen der mit Uznamen belegten Personen. So gesehen waren sie auch nicht ehrenrührig und es fühlte sich niemand in seiner Ehre gekränkt. Im Dialekt ausgesprochen sind sie wahre Ohrwürmer.
Wer vom “Orgel“ sprach, meinte Otto Zimmermann, welcher einst den Beruf des Orgelbauers erlernen wollte, die Lehre aber abbrach. Sein Sohn Johannes wurde ebenfalls „Orgel“ genannt und hat mit seiner Familie bei einem Kerweumzug in Maxdorf auf einem landwirtschaftlichen Anhänger zur Belustigung der Zuschauer eine Drehorgel vorgeführt.
Überhaupt, viele der „Uznamenträger“ waren es gewohnt, auf die Schippe genommen zu werden und mancher hat regelrecht mit seinem Namen kokettiert. Klingen Namen wie „Eismarie, Huschdegudsel, Schwolleschee“ oder gar „Schesslonbobb“ nicht wirklich sehr melodisch, ja fast liebevoll?
Mittlereile sind im Ort so viele Einwohner hinzugekommen, von denen viele nicht einmal mehr wissen, wer ihre direkten Nachbarn sind. Dementsprechend kommen kaum noch neue Namen hinzu und die Uznamen und ihre Namensträger geraten langsam in Vergessenheit.
Dies ist sehr schade, zeugen sie doch von engen gesellschaftlichen, oft auch familiären Verhältnissen.
Auch der Dialekt wird kaum noch wirklich beherrscht, geschweige denn gesprochen. So ist es auch mit den eigenen Enkeln. Diese lernen bereits im Kindergarten hochdeutsch zu sprechen und können im besten Fall noch unseren Dialekt verstehen, aber mit dem Sprechen hapert es dann.
Wir Älteren sind mit unserem Dialekt aufgewachsen und haben ihn selbst in der Schule überwiegend gesprochen. Wir sind, auch was die Rechtschreibung anbetrifft, gut damit zurechtgekommen und unser „deutsch“ im Diktat hat nicht darunter gelitten. Schade wäre es, gingen diese Werte verloren. Es liegt an uns auch diese Dinge zu bewahren.
Bericht: Ferdinand Fiedler
Foto: Verein für Geschichte und Kultur Maxdorf 2010 e. V.