Der Begriff „Kerwe“ ist in der Pfalz keinesfalls als Tauffest eines Kirchengebäudes anzusehen. Sie ist normalerweise das größte Fest in Pfälzer Ortschaften, so auch in Maxdorf. In früherer Zeit bereitete man sich sehr akribisch darauf vor. Die Häuser wurden frisch gestrichen. Das galt für innen, als auch außen. Es wurde „Kerweputz“ gemacht, man kleidete sich neu ein und auch der Friseur hatte alle Hände voll zu tun. In den Wirtschaften wurde zum „Kerwetanz“ eingeladen. Kerwe war Sonntag und Montag. Dafür nahm man sich extra den Montag frei.
Die hohen Kosten wurden kleingeredet, „s is jo bloß ämol Kerwe im Johr!“
Auf dem „Friedensplatz mit dem Friedensbaum“ gab es für die Kinder ein Karussell, auch „Reitschul“ genannt. Diese wurde damals noch von Pferden („Gail“) gezogen.
Nach 1932 wurde das Kerwegeschehen in die Bahnhofstraße, von der Maxstraße bis zum Bahnhäuschen, verlegt und hat sich im Laufe der Zeit langsam vom Samenhaus Reis bis zur Bahnhofswirtschaft weiterentwickelt. Mit Schiffschaukel, Doppeldecker, Reitschul und einer Orgel, mit einer gesteuerten Lochplatte, gab es die nächsten Neuerungen. Nach dem Bau der Markthalle wurde das Gelände auf den Schillerplatz ausgedehnt und erweitert. Etwa 1950 kamen für die jüngeren Besucher, die „Boxautos“ zum Einsatz.
Die Junge Union hat 1972 begonnen, ein kleines Zelt aufzustellen und Wein auszuschenken. Dadurch wurde die Kerwe für die Besucher wieder attraktiver und es kamen auch mehr Besucher.
In dieser Zeit gab es außer der Kerwe auch noch das Kirchweihfest. Durch immer mehr Feste wurden Kerwe und Kirchweihfest schlechter besucht und die Schausteller unzufriedener. Diesem Umstand geschuldet, wurde das Kirchweihfest am 2. Sonntag im Juli aus dem Festtagsgeschehen in Maxdorf aufgegeben.
Der Gesangverein „Fidelia“ beschloss 1979 einen „Kerwebaum“ aufzustellen und einen Umzug zu veranstalten, um die Kerwe neu zu beleben. Gemeinsam mit dem Gesangverein „Harmonie“ und dem Karnevalverein „Floßbachschwalben“ wurde beschlossen, dass jedes Jahr ein anderer Verein die Kerwe als Ausrichter organisiert. Gleichzeitig wurde jetzt an 5 Tagen (von Freitag bis Dienstag) gefeiert. Wenn schon, dann aber richtig!
Die Tradition von anderen Orten, einen Kerwebaum aufzustellen oder einen Umzug zu organisieren, kannte man bis dahin in Maxdorf nicht.
Sinnbild ist der „Kerwekranz“. Er wird aus Ähren geflochten und nach dem Umzug am Kerwebaum befestigt. Danach gibt es die „Kerwe-Eröffnungsrede“.
Zum Kerweabschluss, am Dienstagabend, wurde diese unter lautem Gejammer und Geheul „beerdigt“. Ein „Pfarrer“ (in der Regel waren dies Hermann Leonhard oder Kurt Rittler) hielt die Trauerrede. In einen Mini Sarg legte man „Weck, Worscht un Woi“ und verschloss diesen. Danach bewegte sich ein Trauerzug rund um den Kerweplatz und trug die Kerwe (in Form des Sarges) zu Grabe.
In den letzten Jahren wurde dieses Spektakel nicht mehr zelebriert (die „Pfarrer“ waren nicht mehr aktiv und Nachfolger fanden sich keine).
Der Kerweumzug mit wenigen geschmückten Wagen findet noch statt. Er ist nicht mehr so groß und die Anhänger werden nicht mehr so aufwendig geschmückt. Der Grund ist einfach, es gibt kaum noch Anhänger und auch die Traktoren sind rar geworden. Dies liegt vor allem daran, dass es in Maxdorf keine Landwirte mehr gibt, welche noch Traktoren haben. Außerdem werden die Auflagen für die Gespanne immer umfangreicher und machen es den Vereinen schwer, diese zu erfüllen.
Deshalb sind heute Fußgruppen der Vereine unterwegs und schenken Pfälzer Wein aus. Für die Kinder gibt es allerlei Süßes.
Die Kerwe gibt es immer noch, sie wird aber in anderer Form und ruhiger gefeiert.
Bericht: Ferdinand Fiedler
Bilder: Verein für Geschichte und Kultur Maxdorf 2010 e.V.
Quellen: Dieter Guhmann (50 Jahre selbständige Ortsgemeinde Maxdorf), Walter Sattel (Die Maxdorfer Ortsgeschichte)