Schreiben an den Gemeinderat Lambsheim-Maxdorf vom 15. Oktober 1919

Betreff: Errichtung eines Spielplatzes bei der katholischen Oberschule, hier
Der Gemeinderat beschloss in seiner Sitzung vom 28.August lfd. Jahres aus einem Teil des Obstgartens bei der kathol. Oberschule dahier einen Spielplatz zu errichten und den verbleibenden Rest anderweitig zu verpachten. Die Unterzeichneten Katholiken Maxdorfs begrüssen wohl die Errichtung eines Spielplatzes im Interesse der Kinder, erheben jedoch gegen die Ausführung des 2. Punktes folgende wichtige Bedenken:

  1. Hauptlehrer Gard benützte den Obstgarten vielfach zur Belehrung seiner Schüler in der Obstbaumpflege. Dabei handelte es sich nicht bloss um das Okulieren und Pfropfen, das die Kinder wohl auch in der Schulstube und bei Unterrichtsgängen auf dem Felde erlernen konnten, sondern in erster Linie um die praktische Betätigung derselben im Setzen, Beschneiden, Ausputzen, Verjüngen etc. der Obstbäume und besonders auch um die Kenntnis der Schädlinge und ihrer Bekämpfung. Dass dies heute in Maxdorf, wo der Obstbau gerade in den Letzten Jahren einen so grossen Aufschwung genommen hat, von grosser Wichtigkeit ist, dürfte jedem einleuchten. Um dieser Wichtigkeit willen, wünschen wir, dass ein solcher Unterricht auch in Zukunft unseren Kindern verbleibt.
  2. Der Garten ist schon mehr als 70 Jahre mit der kathol. Schule (allerdings nicht als sogenanntes Schulgut) verbunden. Durch die Abtrennung desselben wird die Stelle minderwertig gegenüber den prot. Lehrstellen, welche 1908 ohne weiteres und ohne jede Gegenleistung Gärten bis zu 1200 m² zugewiesen wurden. Der kathol. Stelle verbleibende Rest wäre dagegen nicht ganz 300 m² gross. Der Unterricht in der Obstbaumzucht und Pflege bleibt denselben erhalten. Der Inhaber der kathol. Lehrstelle behält einen Teil seines mit vieler Mühe und grossen Kosten angelegten Obstgartens, der mit dem Hausgarten zusammen, wenn auch nicht ganz, so doch annähernd der Grösse des Gartens bei der prot. Oberschule entspricht. Die Gemeinde hat wenig Kosten.
    Wir betrachten es als einen selbstverständlichen Akt der Billigkeit, wenn man die Inhaber der kathol. Oberschulstelle nicht schlechter stellt, als seine Kollegen dahier. Der Hinweis auf die Lehrer in Lambsheim dürfte nicht stichhaltig sein, da dort die Boden-& Grundstücksverhältnisse ganz anders gelagert sind als hier und die dortigen Inhaber von Dienstwohnungen ihre Stellen ohne Garten angetreten haben. Im Zusammenhang damit verweisen wir auch auf die Tatsache, dass der Gemeinderat seinerseits in schätzenswerter Liberalität grosse und ansehnliche Grundstücke den beiden Kultusgemeinden dahier überliess, was in Lambsheim unmöglich wäre.
    Nach Besprechung mit Hauptlehrer Gard und mit dessen Zustimmung erlauben wir uns nun dem Gemeinderat folgenden Vergleichsvorschlag zu machen, der nach allen Seiten befriedigen dürfte:
    Bei kaltem, rauhen, oder regnerischem Wetter müssen sich unsere Schulkinder, da im Schulhaus kein Gang vorhanden, während der Pause in der dumpfen Schulstube aufhalten, die dann nicht genügend gelüftet werden kann. Um diesem Übelstand abzuhelfen, will Hauptlehrer Gard den vorderen Teil der Schulscheuer (die Tenne) zur Verfügung stellen. Dieselbe könnte oben und auf der Seite mit Brettern zugemacht werden und so den Kindern bei schlechtem Wetter als Aufenthalt dienen, zugleich aber auch als Durchgang zu dem hinter der Scheuer zu errichtenden Spielplatze, sodass die Kinder nicht über die Strasse bräuchten. Links vom hinteren Ausgang der Scheuer könnte man durch den ganzen Garten bis zum Anwesen des Joh. Guhmann VII. einen Zaun erstellen, der den Spielplatz von den übrigen Gärten trennt. Aus dem Spielplatze bräuchte nur eine Reihe niedriger Bäume entfernt werden. Die grösseren könnten stehen bleiben. Dieser Spielplatz würde bei ca. 50 m Länge und 7m Breite etwa 350 m² gross sei, also vollständig ausreichen für 50-60 Schulkinder. Der restlich verbleibende Obstgarten könnte dann dem jeweiligen Inhaber der Schulstelle ganz gut zur weiteren Benützung überlassen werden.
    Wenn der Gemeinderat, wie wir hoffen, diesem unserem Vorschlag zustimmt, wird allen Teilen gebührend Rechnung getragen:
    Wir ersuchen um die Berücksichtigung unseres Vorschlages.

Bericht: Ferdinand Fiedler (das Schreiben ist in der damaligen Form wiedergegeben)

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