Am 18. Dezember 2014 jährte sich zum 25. Mal der Zusammenstoß zweier US-Kampfflugzeuge vom Typ F-16 über der Pfalz. Große und kleine Trümmerteile stürzten damals aus großer Höhe auf Maxdorf, doch im Ort kam wie durch ein Wunder niemand zu körperlichem Schaden.
Aus Anlass dieses Jahrestages war Rod Kallman, der überlebende der damaligen beiden Piloten aus den USA angereist. Ferdinand Fiedler vom Verein für Geschichte Maxdorf hatte in den Wochen davor recht genau den Ort eingegrenzt, an dem Rod damals mit seinem Fallschirm gelandet war. An einer Stelle zwischen Mörsch und dem Silbersee konnte diese Stelle gemeinsam exakt ermittelt werden. Dort entstand das Foto oben. Es zeigt Rod Kallman (mit Kamera) und daneben Martin Aguera, der schon im Sommer 2014 den Kontakt zwischen Rod und dem Maxdorfer Verein für Geschichte hergestellt hatte.
Am Nachmittag wurde in einer feierlichen Zeremonie ein Gedenkstein gleich neben dem Denkmal von 1992 enthüllt. Neben Verbandsbürgermeister a.D. Eckard Leyser und Ortsbürgermeister Werner Baumann sprach auch Rod Kallman zu den ca. 80 Gästen. Nachfolgend der Wortlaut der Rede Rod Kallmans (übersetzt von Martin Aguera):
Vielen herzlichen Dank, Herr Bürgermeister Baumann!
Ich bin Ihnen sehr zu Dank verpflichtet, dass ich heute an dieser besonderen Gedenkfeier teilnehmen darf. Ich bedauere, dass ich meine kurze Ansprache nicht auf Deutsch halten kann. Doch leider sind schon über 20 Jahre vergangen, als ich in Deutschland gelebt habe.
Mein Damen und Herren,
ich war hocherstaunt, als ich erst im letzten Jahr von der Existenz Ihres Mahnmals in Maxdorf erfahren habe! Mein Freund Martin Agüera hatte mich darauf aufmerksam gemacht. Und dabei steht das Mahnmal bereits seit gut 20 Jahren an dieser Stelle. Diesen Sommer habe ich dann Maxdorf das erste Mal besuchen können und dabei Herrn Bürgermeister Baumann, Herrn Hans-Josef Wolf und Herrn Ferdinand Fiedler kennenlernen dürfen. Um ehrlich zu sein: Ich wusste nicht, was mich erwarten würde, hier in Maxdorf, nachdem damals große Teile meines Flugzeugs auf Ihren Ort herabgestürzt waren.
Fest steht: Meinen Besuch bei Ihnen behalte ich in sehr guter Erinnerung. Herr Baumann, Herr Wolf und Herr Fiedler haben mich damals ganz herzlich empfangen. Es war ein sehr emotionaler und eindrucksvoller Tag für mich. Teile meines Flugzeuges hier an diesem wunderbaren Mahnmal befestigt zu sehen, hat mich tief ergriffen. Beim Anblick des Mahnmals musste ich auch zugleich an meinen Kameraden denken. An Captain Steve „Sunny“ Sundstrom, den anderen Piloten an jenem schicksalsträchtigen Tag vor nunmehr 25 Jahren. Während meines Besuchs im Sommer habe ich Herrn Baumann daher gefragt, ob er eine Möglichkeit sähe, an diesem Mahnmal fortan auch in irgendeiner Form Captain Sundstrom zu gedenken. Ich bin der Gemeinde Maxdorf tief verbunden und dankbar, dass Sie meinem Ansinnen entsprochen haben und heute zum 25. Jahrestag des Absturzes hier mit einer Gedenktafel auch an ihn erinnern.
An jenem 18. Dezember 1989 begann der Tag für die Einwohner von Maxdorf, Sunny und mich wie jeder andere. Wir konnten nicht ahnen, dass schon bald dieses tragische Unglück Vieles verändern würde. Wir standen 1989 vor einem Epochenwechsel: Der Kalte Krieg war so gut wie vorüber, die Deutsche Einheit stand kurz bevor. Und dennoch waren die Streitkräfte der Bundesrepublik und der Vereinigten Staaten bis zu jenem Zeitpunkt immer noch damit beschäftigt, Szenarien zu üben, um Europa vor einer möglichen Bedrohung durch die Sowjetunion zu schützen. Im Luftraum hoch über Maxdorf simulierten an jenem kalten, trüben Nachmittag zwei F-16 aus Hahn und eine F-15 aus Bitburg ein Abfang- und Luftkampfmanöver. Während dieser Übung verlor mein Flügelmann meine F-16-Maschine nur für wenige Sekunden aus den Augen, was leider in einem Zusammenstoß unserer beiden Maschinen resultierte. Beide Jets wurden durch die Wucht des Aufpralls vollständig zerstört. Im Bruchteil einer Sekunde wurde damals das Leben vieler Menschen nachhaltig verändert. Nachdem ich mich mit dem Schleudersitz aus meiner F-16 katapultiert hatte, blickte ich mich direkt nach dem Fallschirm meines Flügelmanns, nach Sunny Sundstrom um. Doch ich konnte ihn nicht sehen. Dann sah ich zu Boden und sah brennende Wrackteile meines Flugzeugs in ein Gebäude stürzen.
Ich werde niemals in der Lage sein Ihnen zu erläutern, wie schrecklich ich mich gefühlt habe, als all dies geschah. Ich war sicher: Dort unten musste jemand zu Schaden oder gar ums Leben gekommen sein. Die Tatsache, dass dem nicht so war, kann daher richtigerweise nur als das „Wunder von Maxdorf“ bezeichnet werden.
Heute möchte ich insbesondere jenem Menschen Tribut zollen, der an diesem Tag nicht so viel Glück hatte und diesen Einsatz leider mit seinem Leben bezahlt hat: nämlich Captain Sunny Sundstrom. Sunny war ein talentierter, guter Pilot der US-Luftwaffe und ein guter Freund von mir. Er hatte eine wundervolle Familie und ein aussichtsreiches Leben vor sich. Er wusste um die Risiken seines Jobs, dem Fliegen von Kampfflugzeugen. Allerdings wusste er ebenso um die Bedeutung seines Berufs für die Verteidigung seines Landes und das unserer Alliierten und Freunde.
Meine Damen und Herren, in den Vereinigten Staaten gibt es eine Redewendung, die besagt: „Freiheit ist nicht umsonst.“ Ich glaube fest an die Richtigkeit dieser Redewendung und ich bin dankbar, dass wir heute meinem Freund Sunny Sundstrom gedenken. Denn er hat sein Leben verloren, als er mit seinem persönlichen Einsatz einen Beitrag für unsere Freiheit und Souveränität leisten wollte. Sunnys Tod hat mich etwas Wichtiges gelehrt – nämlich, dass sich unser Leben im Bruchteil einer Sekunde dramatisch verändern kann. Meine Familie hat mich in dieser schweren Zeit unterstützt und mir Kraft gegeben. Sunnys Familie hingegen hat damals alles verloren, was ihnen lieb und wichtig war. An diesem Tag habe ich erfahren dürfen, dass Familie und Freunde das Einzige sind, was in unserem Leben wirklich zählt.
Vor 25 Jahren erlebte die Gemeinde Maxdorf ein Wunder. Ich ebenso.
Die Untersuchungskommission der US-Luftwaffe, die damals das Flugzeugunglück untersuchte, befand: Es grenze an ein Wunder, dass ich überhaupt überlebt habe und mich mit dem Schleudersitz retten konnte. Es schmerzt mich bis heute unsagbar, dass dieses Wunder nicht auch Captain Sundstrom zuteilwurde. Ich kannte ihn gut und bin daher überzeugt, wäre Sunny heute bei uns, würde er uns zurufen: Genießt euer Leben in vollen Zügen und seid immer dankbar für eure Familien und für eure Gesundheit!
Sehr geehrter Herr Baumann, liebe Bürger von Maxdorf, ich spreche Ihnen meine tief empfundene Hochachtung aus, dass Sie den Weg hierher gefunden haben, um heute ebenso wie ich auch an Captain Sundstrom zu erinnern. Er hat am 18. Dezember 1989 sein Leben in Maxdorf gelassen und es ist gut zu wissen, dass er in Gedanken immer bei uns ist. Nochmals ganz herzlichen Dank für Ihre Einladung zu dieser Gedenkfeier. Es war mir eine Ehre, bei Ihnen sein zu können.