von Ferdinand Fiedler
Sie waren in den 20er/30er Jahren des 20. Jahrhunderts Ackerer, Fuhrleute, Groß- und Kleinhändler, alles in einer Person, die Gemüsebauern von Maxdorf und Fußgönheim. Der Absatzort für ihre Gemüseerzeugnisse war der Markt in Kaiserslautern. Einige Fußgönheimer zog es auch nach Neustadt an der Weinstraße.
Begonnen mit den Fahrten zu den Märkten haben um das Jahr 1914 Johannes Greß und Josef Scherdel aus Maxdorf und Jakob Peil und Lorenz Pister aus Fußgönheim. Weitere Marktfahrer waren Martin, Jakob und Peter Reis, Peter und Heinrich Burre, Peter und Heinrich Guhmann, Johannes, Albert, Georg und Theo Sattel, Georg und Johannes Mackle, Gebrüder Steil und die Gebrüder Heilmann, Paul und Oskar Löcher, Johannes und Julius Leva, Johannes Steil, Philipp Hahn, Heinrich und Jakob Kreutz, Georg Pfarr, Johannes Jöhl, Albert Drumm, Georg Kiefer und Mathäus Dietrich aus Maxdorf. Die “Lautre-Fahrer” aus Fußgönheim hießen Valentin und Heinrich Beckmann, Wilhelm Brecht, Heinrich Koob, Jakob Bechtloff und Johannes Geiger.
Die Fahrt von Maxdorf nach Kaiserslautern mit Pferdeplanwagen dauerte zwölf Stunden und war 42 km lang. In Spitzenzeiten machten sich immerhin bis zu 35 Wagen auf den abenteuerlichen Weg. Die beiden Bauern und Fuhrleute, der Maxdorfer Valentin Reis und Karl Goger aus Fußgönheim, berichten aus dieser Zeit, als wäre die Arbeit gerade erst beendet.
Diese Arbeit mit bestens gepflegten Fuhrwerken, denn nur so war eine solche Fahrt zu schaffen, war die Grundlage für einen gewissen wirtschaftlichen Wohlstand, trotz der Inflationszeit nach dem ersten Weltkrieg. Von diesen Fahrten blieben die Frauen nicht verschont. Sie waren bei allen Arbeitsgängen, trotz Haushalt und Kindererziehung, von der Pflanzung bis zur Ernte mit dabei.
An die Markttage, Dienstag und Samstag, haben die Bauern auch gute Erinnerungen, besonders wenn es “en gude Markt“ war. Dann wurde auf dem Heimweg nicht an Essen und Trinken gespart. Dies war auch eine große
Freude für die Kinder, die an schulfreien Tagen mitfahren durften.
Los ging es immer Montags und Freitags zwischen 17 und 18 Uhr. Sah man in Bad Dürkheim einen Schornsteinfeger, so rief man “Gligg hemmer“. Sah man jedoch eine Krankenschwester, so galt dies als Pech. Die erste Pause nach vier Stunden Fahrt wurde hinter Hardenburg am Gasthaus “Alte Schmelz“ eingelegt. Dort wurde der Hafersack mit einer doppelten Portion Futter umgebunden, damit sich die Tiere noch Kraft zuführen konnten, war man doch auf das Wohlergehen der Zugpferde angewiesen. Nach einer Stunde Ruhepause kam das härteste Wegstück, der Anstieg auf die “Frankensteiner Steige“.
War der erste Wagen auf dem “Stich“, wurden die Pferde ausgespannt und Hangabwärts zurück “zum Brünnel“ zum Vorspannen an andere Wagen gebracht, während die Frauen die Ladung vor Langfingern der armen
Waldarbeiter und Dieben bewachten. Besonders schwer beladene Wagen mussten mit dampfenden Rössern, meist schwere Belgier oder Oldenburger, vierspännig wieder hoch auf die Steige gefahren werden. Zu dieser Zeit waren die Straßen, außer einem kleinen Stück bei der Steige, noch nicht befestigt.
Zwischen Mitternacht und zwei Uhr morgens war man in Frankenstein. Nach einer weiteren Pause kam die letzte Etappe von drei Stunden Fahrt bis zum Marktplatz in Kaiserslautern. Den ersten “Schoppen“ gab es im Morgengrauen auf dem Kartoffelmarkt. Die Gasthäuser “Kaiser“, “Allensbacher“ und “Glass“ boten Unterstellmöglichkeiten für die Pferde.
Jetzt ging es an den Verkauf des Gemüses. Zuerst wurden die Kleinhändler bedient, welche die Erzeugnisse ins Umland von Kaiserslautern brachten. Danach wurde “Markt gemacht” und alles unter Marktschirmen Pfundweise
den Marktbesuchern angeboten. Der erfolgreichste Verkäufer beim Auswiegen war Johannes Greß. Zum Essen kam man erst bei Marktende. Zwischendurch gab es höchstens heiße Frikadellen.
Gewaschen hat man sich, nach getaner Arbeit, im Holzzuber des Gasthaushofes. Nach einer “Hausmannskost” ging’s dann gegen zwölf Uhr auf die Heimreise, aber nicht ohne Mitbringsel für die Familie zu Hause. Heiß
begehrt waren die “Gaulswürste”.
Den Heimweg fanden die Pferde, hatte man Kaiserslautern erst hinter sich, fast alleine. So wurde manches Nickerchen hinter dem Kutschbock auf einer Matratze gehalten. Das mit dem Nickerchen wird sehr variantereich
geschildert. Doch wehe, wenn ein “Schossegard” (Straßenwärter mit Ordnungsfunktion) einen dabei erwischte.
“Oft sinn mer in de Schmelz noch e bissel hogge gebliwwe”, so die beiden Fuhrleute, “dann wurde es oft ein 30 Stunden Tag“.
Auch ist das Eine oder Andere unter einer Plane passiert, was für neue Maxdorfer oder Fußgönheimer Erdenbürger gesorgt hat.
Unfälle hielten sich eigentlich in Grenzen. Einmal jedoch verletzte sich ein Zugpferd so schwer, dass es von seinem Fuhrmann Karl Burgey, mit dessen Taschenmesser an Ort und Stelle geschlachtet werden musste.
Am längsten, bis um 1930, als dann verstärkt die ersten Holzvergaser-Lastwagen aufkamen, fuhr zweispännig der Maxdorfer Georg Heilmann.
Sie alle scheuten nicht die harte Arbeit und die gefährliche Fahrt in die Absatzgebiete für ihr produziertes Gemüse.
Stolz konnten sie dann sagen. “So henn mer Maxdorfer immer Geld g’hadd”.
Bericht entstand nach einem Zeitungsartikel von Karl Freidel, in der Rheinpfalz, vom 27.April 1982.
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