(Von Dieter Guhmann)
Anfang der 50er Jahre war der Zeitpunkt, wo sich in unserem Dorf nach den Kriegsjahren vieles veränderte. In diesem Zeitraum war ja die Landwirtschaft und das Marktgeschehen in unserem Dorf von großer Bedeutung, denn im Zuge des Neuaufbaus waren viele Familien gezwungen, neben der Fabrikarbeit mit Feldarbeit nebenher noch etwa Geld zu verdienen, um das Leben in der Familie zu verbessern. Solche Leute waren die sogenannten „Wägglschers-Bauere“. Während und nach der Kriegszeit hatten diese Maxdörfer kleine „Holzkastenwagen“, um ihre Erzeugnisse vom Feld nach Hause und auf den Großmarkt zu fahren.
Für die Menschen war es harte Arbeit diese „Holzkastenwagen“ in beladenem Zustand auf den Feldwegen und im Acker bei schlechter Witterung durch die aufgewichten Furchen zu ziehen. Feldarbeit war oft Frauenarbeit und selbst Kinder mussten mithelfen, die Wagen zu ziehen, denn die Wege zu den Äckern in der „Grenzlache“ – „Fischloch“ – „Steinböhl“ usw. waren sehr weit. Eine Erleichterung war schon, wenn ein Bauer mit seinem Fuhrwerk vorbei kam und den Holzkastenwagen bis in Dorf hinten anhängte. Es kam dann aber der Tag, an dem Johannes Kraft einen Handwagen baute, der Gummiräder und eine große Ladepritsche hatte und den man daher „Gummi-Wäggelsche“ nannte.
Das nächste Bild zeigt ihn mit seinem Bruder, der rechts vom Wagen steht.
Johannes Kraft (1906 – 1982) verheiratet mit Rosa Kraft, geborene Marnet (1908 – 1983) und ihre Kinder Renate und Bernd lebten in der Sohlstraße 3. Johannes war gelernter Dreher, fuhr aber für Heinrich Scherdel in der BASF einen LKW. Dort verlor er bei einem tragischen Unfall ein Bein. Nach seiner Genesung und vom Militärdienst zurück gestellt, richtete er sich in seinem Haus eine kleine Werkstatt ein und führte für die Ortsbewohner verschiedene Arbeiten aus. Mit einer selbstgebauten Bandsäge kam er zu den Leuten, um Brennholz zu sägen, denn in dieser Zeit feuerte man hauptsächlich mit Holz und Kohle.
Eine Tabakschneidemaschine und eine Mohnpresse standen in seiner Werkstatt, weil in der Nachkriegszeit mancher Maxdorfer auch Tabak und Mohn anbaute. Als das erste „Gummi-Wägglsche“ auf dem Großmarkt gezeigt wurde, waren die „Wägglschers-Bauere“ begeistert und überhäuften den „Schoo“ mit Aufträgen, die er mit großer Freude annahm und so schnell er konnte auch erledigte.
In der damaligen Zeit war das eine große Erleichterung bei der Feldarbeit und bei anderen täglichen Arbeiten. Ebenso fertigte er eine ganz besondere Schubkarre für Kistentransporte. Bei ihm konnte man sein Fahrrad reparieren lassen oder ein neues kaufen. Später baute Johannes Kraft mit seinem Bruder Philipp mehrere Putz- und Tomatensortiermaschinen für den örtlichen Gebrauch. Bei all diesen Arbeiten und Gesprächen mit seinen Kunden kam ihm auch die Idee, die Arbeit der „Wägglschers-Bauere“ zu erleichtern. Diese Idee wurde ein großer Erfolg für Johannes Kraft, genannt „de Krafte Schoo“.