Maxdorf erhält Anschluss an die weite Welt
Im Jahre 1903 nahm Bürgermeister Rudolf Bart aus Bad Dürkheim die in den 1880er Jahren abgebrochenen Versuche, eine Bahnverbindung zwischen Bad Dürkheim und Mannheim, über Oggersheim und Ludwigshafen zu schaffen, wieder auf.
Nach Überwindung zahlreicher Schwierigkeiten konnte am 30.06.1911 durch die Genehmigung des „Königlich – Bayrischen Staatsministeriums für Verkehrsangele-genheiten“ das Projekt „Bau und Betrieb einer elektrischen Schmalspurbahn von Bad
Dürkheim nach Oggersheim mit dem Zweck der Personen – und Stückgutbeför-derung“ in Angriff genommen werden.
Dabei wurde zur Bedingung gemacht, dass der durchgehende Verkehr von Bad Dürkheim über Oggersheim, Ludwigshafen nach Mannheim sichergestellt wird.
Am 12. Juli 1911 wurde daraufhin die „Rhein – Haardt – Bahn – Gesellschaft m.b.H.“
durch die Städte Mannheim, Ludwigshafen und Bad Dürkheim als Gesellschafter geründet.
Der Streckenverlauf sollte von Bad Dürkheim über Friedelsheim, Gönheim, Ellerstadt, Fußgönheim, Ruchheim, Oggersheim sowie mehrerer Haltepunkte in Ludwigshafen und Mannheim verlaufen.
Obwohl nur eine Verbindung an Maxdorf vorbei über Fußgönheim – Ruchheim geplant war, gelang es dem Lehrer Johannes Zipelius aus Maxdorf, nach langen und harten Verhandlungen einen Kompromiss zu erzielen. Dadurch konnte die endgültige Bahntrasse von Fußgönheim kommend einen Bogen nach Norden Richtung Maxdorf und erst dann nach Ruchheim machen.
Die Entscheidung die Streckenführung zu ändern, war für die Entwicklung von Maxdorf von besonderer Bedeutung.
Bereits nach 11 Monaten Bauzeit konnte die Strecke am 30. August 1913 durch eine landespolizeiliche Abnahmefahrt eröffnet werden.
Die offizielle Eröffnungsfeier, mit den offiziellen Vertretern aller an der Strecke liegenden Rhein – Haardt – Bahnorten, fand am 30. August 1913 statt.
In festlich geschmückten Rhein – Haardt – Bahnzügen fuhren die Wagen um
14:30 Uhr vom Betriebsbahnhof in Mannheim, Colinistraße nach Bad Dürkheim.
An den Bahnhöfen wurde unter großer Anteilnahme der Bevölkerung der Sonderzug begrüßt und es wurde dem Anlass entsprechend ausgiebig gefeiert.
Der fahrplanmäßige Personenverkehr begann am 4. September 1913.
Einen Tag später folgte der Güterverkehr.
Zu Beginn der Inbetriebnahme lief der Verkehr teilweise noch einspurig.
Mit Wirkung vom 8. September 1913 übernahm die Bahn dann auch den Transport der Post (Briefe und Pakete) aus Maxdorf.
Ihre erste große Bewährungsprobe musste die Bahn bereits 10 Tage nach der Eröffnung bestehen. Am Dürkheimer Wurstmarkt, am 2. Sonntag im September, fuhren jeweils mehr als 100 „Fünferzüge“ in beide Richtungen und brachten die Besucher hin und wieder zurück.
Kaum 11 Monate in Betrieb, brach der 1. Weltkrieg aus und von den 54 Beschäftigten am Jahresende 1913 rückten 38 Mann ein. Nachdem immer wieder nachrückende Männer in den Krieg zogen, wurden auch Frauen bei der Bahn eingestellt und beschäftigt. Im Jahr 1917 waren 10 Frauen und 41 Männer im Dienst.
Nach Kriegsende gab es bereits 85 Bedienstete bei der Rhein-Haardt-Bahn. Allerdings 11 der eingerückten Kollegen kamen aus dem Krieg nicht mehr zurück.
Mit Rückgang der Bahnleistungen sank die Mitarbeiterzahl allmählich wieder.
Der auf der Strecke betriebene Güterverkehr war, bis auf die Kriegsjahre, nicht besonders wichtig. Transportiert wurden Kohle, Baumaterial, Getreide sowie Holz für die in Maxdorf ansässige Kistenfabrik von Julius Hahn. Auch die in Heimarbeit gestopften und geschlachteten Gänse, welche für die Fleischversorgung der Stadtbevölkerung von Mannheim eine wichtige Rolle spielten, konnten so einfacher befördert und dort auf dem Markt angeboten werden.
In den 30er Jahren wurde auf Drängen der Siedlergemeinschaft in der BASF-Siedlung ein weiterer Haltepunkt „Anilinsiedlung“ eingerichtet.
Der Güterverkehr auf dieser Strecke wurde im Jahr 1959 dann endgültig eingestellt.
1954 wurde die Blinklichtanlage in Ellerstadt modernisiert und dem steigenden Verkehr Rechnung getragen.
Grundlegende Modernisierungen wurden 1959/1960 eingeleitet (Gleisanlagen).
Der zweigleisige Ausbau wurde nach einem schweren Unfall bei Ruchheim, mit 3 Toten und 42 Verletzten, im Jahr 1961 fortgesetzt.
1962 wurden die Signalanlagen auf der gesamten Strecke verbessert. Auch das Schienenprofil musste im Laufe der Zeit an die modernen Triebwagen angepasst und verstärkt werden.
Im Jahr 1965 gab es einen neuen Gesellschaftervertrag.
Noch im gleichen Jahr wurde eine Omnibuslinie von der Haltestelle Maxdorf nach Birkenheide eingerichtet welche bis heute besteht.
Die Eisenbahnzüge wurden mehrfach von der „Holzsitzvariante“ bis zu den heutigen Mehrachszügen moderneren Ansprüchen angepasst.
Die Rhein-Haardt-Bahn dürfte auch in der Zukunft für den Nahverkehr im Bereich der Vorderpfalz um die Städte Ludwigshafen und Mannheim von großer Bedeutung sein.
Den besonderen Stellenwert für die Attraktivität von Maxdorf als Wohnort, hat die Rhein-Haardt-Bahn seit ihrem Bestehen immer wieder unter Beweis gestellt.
Bericht: Ferdinand Fiedler
Quellen: Aus dem Verein überlassenen Unterlagen und Fotos der RNV Mannheim
Ortsgeschichte Maxdorf von Walter Sattel